Die Zukunft gestalten: Indiens Aufstieg als Automobil-Wachstumszentrum

Indien bleibt ein Land der Gegensätze, Chancen und des Wohlstands und bietet in Zeitenglobaler Unsicherheit eine neue Perspektive.

STRATEGY & SOURCING

Dr. Wamser + Batra

India’s Rise as an Automotive Growth Hub
India’s Rise as an Automotive Growth Hub

In den letzten fünf Jahren musste die Welt mehrere einschneidende Ereignisse verkraften:

  • COVID-19 in den Jahren 2020 und 2021

  • den Russland-Ukraine-Krieg im Jahr 2022

  • die Krise in Israel und im Nahen Osten

  • sowie die Wiederwahl von Donald Trump in den USA

All diese Entwicklungen haben die globalen Wachstumsdynamiken verändert und werden auch künftig beeinflussen, wie die Weltwirtschaft funktioniert. Indien hingegen konnte in dieser turbulenten Zeit ein hohes einstelliges BIP-Wachstum verzeichnen. Laut Internationalem Währungsfonds wird das indische BIP zu laufenden Preisen bis Ende 2025 voraussichtlich 4,2 Billionen US-Dollar erreichen – eine Verdopplung innerhalb von zehn Jahren, ausgehend von 2,1 Billionen US-Dollar im Jahr 2015.

Automobilindustrie: Ein zentraler Wachstumsmotor

Unter den vielen Branchen, die Indiens Wirtschaft antreiben, ist die Automobilindustrie eine der bedeutendsten. Ihr Marktvolumen liegt bei rund 240 Milliarden US-Dollar und sie trägt etwa ein Sechstel zu den gesamten GST-Steuereinnahmen des Landes bei.

Mit einer prognostizierten Mittelschicht von fast 715 Millionen Menschen bis 2030, also etwa so groß wie die Bevölkerung der Europäischen Union und einer steigenden Nachfrage nach Premium-Produkten haben internationale Hersteller wie Toyota, Hyundai und Kia große Erfolge erzielt. Auch deutsche Premium-Marken wie Mercedes, BMW und Audi profitieren von der wachsenden Geschäftskundenschicht.

Ein starkes Automobil-Ökosystem

Das indische Automobil-Ökosystem ist breit aufgestellt und gut entwickelt. Laut dem Jahresbericht 2024–2025 des Ministry of Heavy Industries beschäftigt der Sektor rund 30 Millionen Menschen – davon 4,2 Millionen direkt und 26,5 Millionen indirekt.

Auch die Exportzahlen sind stark. Im letzten Geschäftsjahr wurden Fahrzeuge und Komponenten im Wert von 35 Milliarden US-Dollar ausgeführt. Der Export von Pkw erreichte im Geschäftsjahr 2024–2025 mit 770.000 Einheiten ein Rekordhoch – ein Plus von 14,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Indien ist heute:

  • Weltmarktführer in der Produktion von Dreirädern

  • unter den Top-2-Herstellern von Zweirädern

  • unter den Top-4 der Pkw-Produzenten weltweit

  • und unter den Top-5 in der Nutzfahrzeugproduktion

Expansion entlang der gesamten Wertschöpfungskette

Dieses Wachstum kommt allen Beteiligten zugute – von OEMs wie Tata Motors, Mahindra, Maruti Suzuki und Hyundai bis hin zu Mobilitätsplattformen wie Uber, Ola, Rapido und BluSmart. Viele Segmente verzeichnen jährliche Wachstumsraten zwischen 10 und 15 Prozent.

Die Pkw-Verkäufe erreichten im Geschäftsjahr 2024–2025 insgesamt 4,3 Millionen Einheiten – ein Plus von 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Haupttreiber waren die SUVs und Crossover, die mittlerweile 65 Prozent aller Pkw-Verkäufe ausmachen (Vorjahr: ca. 60 Prozent).

Damit ergeben sich vielfältige Chancen für Hersteller, Dienstleister und neue Marktteilnehmer.

Wachstumstreiber

Steigende verfügbare Einkommen, insbesondere in Städten der Kategorien Tier I und Tier II, befeuern die Nachfrage. Laut IWF wird das nominale BIP pro Kopf in Indien im Jahr 2025 knapp 3.000 US-Dollar erreichen – fast doppelt so viel wie 2015. Das steigert die Kaufkraft und wird die Nachfrage nach Autos und Premium-Zweirädern zusätzlich ankurbeln.

Der Autobesitz bleibt in Indien ein Statussymbol. Die Durchdringungsrate liegt derzeit bei nur etwa 30 Autos pro 1.000 Einwohner, verglichen mit über 800 pro 1.000 in den USA und mehr als 200 pro 1.000 in China. Das Expansionspotenzial ist also enorm.

Indische Konsumenten gelten jedoch als preisbewusst. Hersteller wie Maruti Suzuki, Hyundai, Tata Motors und Mahindra bieten Fahrzeuge bereits ab ca. 5.000 Euro an und sprechen damit besonders Erstkäufer und einkommensschwächere Haushalte an.

So stiegen die Zweirad-Verkäufe im Geschäftsjahr 2024–2025 auf 19,6 Millionen Einheiten (+9,1 Prozent). Der Anteil elektrischer Zweiräder überschritt gleichzeitig die Marke von 6 Prozent – ein Zeichen für den wachsenden Trend hin zu nachhaltiger Mobilität.

Elektromobilität und politische Unterstützung

Die indische Regierung fördert aktiv den Umstieg von Verbrennungsmotoren auf Elektrofahrzeuge, ein Wandel, der besonders von der jüngeren Generation begrüßt wird, die Nachhaltigkeit und geringere Betriebskosten schätzt.

Bund und Länder unterstützen die Verbreitung von E-Mobilität durch:

  • FAME-II-Subventionen

  • Produktionsanreize

  • steuerliche Vergünstigungen

Gestiegene Kraftstoffpreise und ökologische Bedenken verstärken diese Entwicklung. Unternehmen wie Tata Motors, Ola Electric und Mahindra reagieren mit preisgünstigen E-Modellen.

Neue Mobilitätsformen und veränderte Präferenzen

Neue Mobilitätsformen und In den Metropolen Indiens gewinnen alternative Modelle wie Ride-Hailing, Auto-Abos und Leasing zunehmend an Bedeutung. Dieser Wandel eröffnet Automobilherstellern neue Chancen, indem sie Kooperationen mit Mobilitätsplattformen eingehen und ihre Reichweite über den klassischen Direktverkauf hinaus ausbauen. veränderte Präferenzen.

Herausforderungen

Trotz des riesigen Potenzials bleibt Indien ein anspruchsvoller Markt. Ford Motors zog sich 2022 nach zwei Jahrzehnten zurück, vor allem aufgrund von Fehlentscheidungen beim Design und falschen Markteinschätzungen. Ein global einheitlicher Ansatz funktioniert hier nicht.

Zölle von bis zu 100 Prozent auf importierte Fahrzeuge erschweren zusätzlich den Markteintritt. Während viele US-Unternehmen in Indien erfolgreich sind, bleibt der Automobilsektor für sie besonders schwierig.

Auch Indiens Exporterfolge sind nicht risikofrei. 2024 gingen rund 30 Prozent der Auto- Komponentenexporte (2,2 Mrd. US-Dollar) in die USA. Diese könnten nun durch neue US-Gegenzölle von bis zu 26 Prozent unter Präsident Trump unter Druck geraten.

Zudem ist die Branche stark von globalen Lieferketten für Halbleiter, Chips und Rohstoffe abhängig. Störungen, wie zuletzt die Chip-Knappheit, können die Produktion verzögern und Kosten erhöhen.

Chancen

Trotz dieser Risiken bleiben die Perspektiven ausgezeichnet. Vom Boom der E-Mobilität und der Nachfrage nach größeren Fahrzeugen bis hin zum wachsenden Komponentenmarkt, die Möglichkeiten sind vielfältig.

Auch Technologieunternehmen, die Fahrzeugsoftware, Infotainment-Systeme, Tools für autonomes Fahren und Telematik bereitstellen, profitieren. Der Automotive Mission Plan 2024–2047 des Ministry of Heavy Industries definiert klare Entwicklungsphasen, mit Fokus auf Elektrofahrzeuge, Wasserstoff und intelligente Mobilität.

Neben den Herstellern profitieren auch Infrastrukturunternehmen, Händler, Banken, Versicherer, Werkstätten und Forschungszentren vom expandierenden Automobilsektor.

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